Gerhild Kreutziger - "inklusiv und solidarisch"
 

Görlitzer Stadthalle

Allgemein

Liebe Görlitzerinnen und Görlitzer, 

der Zustand der Stadthalle ist ein Desaster. Wenn man bedenkt, dass wir 2021 950 Jahre Gründungsjubiläum Görlitz feiern wollen, wir als SPD zusätzlich den 100. Jahrestag der Verabschiedung des "Görlitzer Programms" von 1921 auf dem damaligen Reichsparteitag in der Görlitzer Stadthalle, dann  wird es jetzt Zeit, eine echte Lösung zu finden. Die besteht aus gemeinsamer Kraftanstrengung aller demokratischen Kräfte, der Stadtverwaltung sowie des Stadtrates und der Bereitschaft, sachlich zu klären, was notwendig ist, die Stadthalle wieder nutzbar zu machen. 

Allem voran der HInweis meinerseits an die Abrissbefürworter, doch einmal zu überlegen, welchen Stellenwert die Denkmalpflege in Görlitz hat. Man kann sie mitunter als Entwicklungsbremse beschimpfen, wenn aus denkmalschützerischen Gründen irgendein Umbau nicht genehmigt wird. Andererseits lebt die Stadt von der konsequenten Umsetzung des Denkmalschutzes, zumindest in Bezug auf das Stadtzentrum. Und zu diesem gehört nun einmal auch die Stadthalle. 

Jetzt darauf zu hoffen, dass die Stadthalle von allein einfällt und damit die Lösung vorgibt, wirft statt einer konstruktiven Auseinandersetzung eher die Frage auf, ob es in den zurückliegenden Jahren nicht wirklich möglich gewesen wäre, die Stadthalle weiter zu betreiben. Bevor eine solche Ursachenforschung sich in Görlitz in einen Sumpf von Hasstiraden und Strafanzeigen verliert, ist doch vielmehr zu fragen: "Über welche Ressourcen verfügt die Stadt?" Und damit ist nicht allein Geld gemeint.

Immer wieder haben vor allem Handwerker angeboten, bei bestimmten Projekten kostenlos mitzuwirken. Erinnert sei an den 15. Meridian. Es ist doch verständlich, dass der oder die eine oder andere sich  im Rahmen der eigenen Möglichkeiten einbringen möchte. Dass eine Stadtverwaltung das abweist aus Angst, wie sie mit möglicherweise Regressansprüchen und Gewährleistung umgehen soll, steht auf einem anderen Blatt. Bei der Kraftanstrengung der Stadthallensanierung geht es also nicht nur ums Bauen und darum, wer es bezahlt, sondern auch darum, wie die Stadtverwaltung mit Eigeninititative umgeht und die Bürger wahrhaftig einbezieht. Zudem machen alle Umfragen deutlich, dass die Stadthalle für die meisten Görlitzer außerordentlich identitätsstiftend  wirkt. Die Verbundenheit der meisten hier lebenden Görlitzer, auch vieler jüngerer, mit ihrer Heimatstadt hat mit der Stadthalle zu tun.

Ein Blick auf das Datum der aktuellen Situation verweist aber auch darauf, dass es an der Zeit ist, die Stadthalle nicht mehr nur als Görlitzer Angelegenheit zu sehen. Wir leben im 21. Jahrhundert mitten in Europa. Auch wenn die derzeitige politische Lage eher angespannt scheint, ist das doch kein Grund, auf friedliche Planungen im europäischen Maßstab zu verzichten. Mir kommt es so vor, als säßen manche Entscheider derzeit im Auto vor einer Ampel, die auf Grün steht und warten darauf  dass die Ampel wieder auf Rot umspringt, damit gerechtfertigt ist, warum sie nicht losfahren. ("Es könnte ja jeden Moment rot werden."

Die Stadthalle ist und war der größte Konzertsaal zwischen Breslau und Dresden, zwischen Prag und Cottbus. Und als solche wird sie heute immer noch gebraucht. Es geht uns gut, die kulturellen Angebote in der Stadt und der Region machen einen großen Teil der Lebensqualität aus. Wir verkraften, anders als noch vor Jahren vielleicht, weitere kulturelle Angebote. Und diese müssen nicht immer dem Prinzip des Gigantismus folgen (mindestens 10000 Plätze, damit es sich rechnet?????). Es wäre zu fragen, wie europäisch die Nutzung wäre und damit auch die Frage, wie europäisch wir Görlitzer sind bzw. werden wollen.

Für mich persönlich bedeutet die Stadthalle persönlich viel. Ich habe im Bankettsaal im Rahmen der Musikschule musiziert, im großen Saal bei Fernsehshows mitgewirkt und in den verschiedenen gastronomischen Bereichen über viele Jahre hinweg als Kind mit meinen Schwestern und anderen Kindern von Görlitzer Handwerkern Rentnerweihnachtsfeiern musikalisch ausgestaltet.

Zudem fehlt heute für die Konzerttätigkeit der unterschiedlichsten Ensembles der Stadt nur der große Saal, sondern vor allem auch der Bankettsaal.

Deshalb: lasst uns besonnen eine Diskussion führen, die letztendlich zur Sanierung der Stadthalle führt. Alles andere schadet der Stadt und ihren Bürgerinnen und Bürgern.