Gerhild Kreutziger - "inklusiv und solidarisch"
 

Europaregion Görlitz/Oberlausitz

Der Landkreis Görlitz hat die niedrigste Kaufkraft im gesamten deutschsprachigen Raum. Das ist schon zu hinterfragen. Leben hier nur Menschen, die nicht arbeiten können oder wollen? Sind wir hier schlechter ausgebildet als woanders? Leben wir hier noch im vergangenen Jahrhundert?

Manchmal kann man den Eindruck haben, wir leben hier am Ende der Welt, hinterm Mond oder zumindest unzugänglich  wie im brasilianischen Urwald.

Sicher, Görlitz gehört als östlichste Stadt Deutschlands zu einer der vier Zipfelstädte. Sie ist weit weg von vielen anderen Städten Deutschlands. Dennoch finden Menschen aus aller Welt zu uns wegen der sehenswürdigen Altstadt mit ihren wunderbaren Hallenhäusern. Und aus Hollywood kommen sie immer wieder. Vielleicht liegt das daran, dass wir für manche wie ein Museum wirken - eine Stadt aus der guten alten Zeit, die im Krieg nur wenig zerstört wurde.

Aber das ist nur die halbe Wahrheit.

Görlitz hat inzwischen für viele junge Leute eine hohe Anziehungskraft. Das liegt an der einzigartigen Atmosphäre (die keinesfalls "einzigartig" bleiben soll) der Europastadt Görlitz-Zgorzelec. Es kommen junge Leute aus vielen Bundesländern, die in Görlitz studieren und die "Europa er-leben" und von hier aus ihr Auslandssemester bewusst in Polen oder in den baltischen Staaten absolvieren. Sie bleiben gern nach dem Studium und siedeln sich hier an, wenn sie eine Chance dazu haben, in multikulturellen Projekten und Görlitzer Firmen arbeiten zu können.

Bestes Beispiel dafür ist der "MeetingPointMusicMessiaen". Die Mitarbeiter sprechen deutsch und polnisch bzw. polnisch und deutsch. Und wahrscheinlich auch englisch oder französisch oder russisch. Das Projekt ist auf internationale Zusammenarbeit eingestellt.

Dasselbe wünsche ich mir für die Entwicklung der gesamten Doppelstadt und den Landkreis im Dreiländereck. Wir müssen raus aus der Randlage in Deutschland und hinein in die Mitte Europas.

Das kann gelingen mit solch großartigen Möglichkeiten wie dem Senckenbergmuseum mit seiner internationalen Forschungstätigkeit.

Das kann auch gelingen mit der Wiedereröffnung des Görlitzer Kaufhauses mit einem Angebot auf europäischem Niveau.

Und das kann gelingen mit einem übergreifenden Konzept für die Nutzung der Görlitzer Stadthalle.

Und ebenso wie wir haben unsere polnischen und tschechischen Nachbarn Ideen und Projekte von europäischer Dimension, die dieses Bild vervollständigen.Die polnischen Kurorte im Dreiländereck verfügen ebenso über internationales Potenzial wie die Einmaligkeit der Umgebindehäuser in der Oberlausitz auf deutscher wie tschechischer Seite.

Die Energiewirtschaft in der gesamten Region und der Tourismus können ebenfalls sehr moderne und nachhaltige Akzente einbringen.

Wir müssen die Chancen nur sehen (wollen)!! Hier gibt es Entwicklungspotenzial!

Die Europastadt Görlitz-Zgorzelec mit dem sehr hohen Anteil älterer und hochbetagter Menschen und wenig jungen Menschen/Familien auf der deutschen Seite trifft auf einen sehr hohen Anteil junger Menschen/Familien auf der polnischen Seite. Das kann ungemein spannend werden.

Die Region Görlitz bietet Forschungsmöglichkeiten für die Soziologen, es könnten verschiedene Entwicklungen modellhaft erprobt werden, z.B. Daseinsvorsorge im leerer werdenden ländlichen Raum (FFW für Ältere, ÖPNV, Grundeinkommensmodelle, medizinische Versorgung für alternde Gesellschaft).

Dafür möchte ich mich einsetzen:
für die Entwicklung Ostsachsens, insbesondere des Landkreises Görlitz im Dreiländereck mit der Europastadt Görlitz-Zgorzelec zu einer Modellregion für die demografische Entwicklung Deutschlands im europäischen Kontext.