Gerhild Kreutziger - "inklusiv und solidarisch"
 

Inklusiv leben

Über Inklusion wird viel geredet. Oftmals wird das Wort benutzt und in einen völlig falschen Zusammenhang gestellt. Inklusion wird zumeist auf Schule und Menschen mit Behinderung reduziert, meint aber etwas ganz anderes:

Stellen Sie sich vor, jeder Menschen, unabhängig vom Alter, seiner Herkunft, Krankheiten oder Behinderungen, ob Mann oder Frau kann in vollem Umfang am Leben in unserer Gesellschaft teilnehmen, ohne dass es irgendeine Form von Ausgrenzung gibt. Wer einen Rollstuhl braucht, kann damit in seiner Wohnung genauso selbstverständlich selbstständig leben wie in der Öffentlichkeit in einem Supermarkt, im Theater, einer Schule oder auf einem Sportplatz.  Wer mit einem Kinderwagen unterwegs ist, muss keine Befürchtung haben, nicht im Bus oder in der Straßenbahn mitgenommen zu werden. Wer blind ist, kann genau wie alle anderen ins Museum oder in den Tierpark gehen, weil die erforderlichen Unterstützungsmöglichkeiten vorhanden sind.

Wer kleiner ist als die anderen oder auch größer, braucht vielleicht einen passenden Stuhl im Restaurant oder im Theater. Rollstuhlfahrer bringen ihren mit, aber ein Kinderstühlchen ist sicher nicht angemessen für einen Erwachsenen, der bloß ein bisschen kleiner ist als die anderen. Große Frauen ab 1,80 m möchten auch Schuhe mit hohen Absätzen tragen und nicht begafft werden. Wie lang müssen die Ski-Stöcke für sie sein und wo gibt es welche?

 


Probeweise im Rolli unterwegs

 

Stellen Sie sich vor, Sie sind in einem fremden Land und können die Sprache nicht. Wie froh sind Sie dann sicherlich, wenn die Schilder auch in Ihrer Sprache oder als Bild darauf hinweisen, wo die Toiletten sind.

Sie werden sagen: "Das kostet doch alles viel Geld!"

Ja, das tut es. Aber das, was Menschen mit Behinderungen zugute kommt, macht das Leben auch anderen Menschen leichter - Älteren, Eltern mit Kinderwagen, Reisenden zum Beispiel, inländischen und ausländischen Gästen, Analphabeten (von denen es mehr gibt, als Sie denken).

Und es handelt sich dabei um internationales Recht, das allen Menschen zusteht. 2006 wurde die UN-Konvention über die Rechte behinderter Menschen beschlossen, der Deutsche Bundestag hat sie 2009  ratifiziert. Das heißt, dass die deutsche Regierung sich verpflichtet hat, diese Rechte auch umzusetzen.

Wir Deutschen leben in einem sehr reichen Land. Wenn wir jetzt mehr Geld dafür ausgeben, dass niemand ausgegrenzt wird, dann ist das gut für uns alle. Dann kommt jeder Steuer-Cent auch uns allen zu Gute. 

Es reicht aber nicht einfach, zu behaupten, wir machen jetzt "Inklusion"! Wir müssen dafür etwas tun.

Ein früherer Behindertenbeauftragte der Bundesregierung hat einmal gesagt: "Wer Inklusion will, sucht Lösungen, wer sie nicht will, sucht nach Argumenten."